Giebel am Historischen Rathaus

Das Gefallenendenkmal in der Katharinenvorstadt in Landsberg am Lech

Das Gefallenendenkmal mit den Inschriften: 1914-1918 / Den Gefallenen / 1939-1945 / Errichtet im Mai 1921, ergänzt und wieder errichtet im Juli 1964 von der FK Grp.12 Sich-Staff der Bundeswehr (Anm. 1)

Die Tradition der Stadt Landsberg am Lech als Garnisonsstandort ist schon fast in Vergessenheit geraten. Nur die Welfen-Kaserne an der Iglinger Straße dient heute noch als Bundeswehr-Standort. Aus den übrigen drei Kasernen, der Saarburg-, der Ritter-von-Leeb und der Lechrainkaserne, sind längst Wohngebiete und im letzteren Fall ein Gewerbegebiet geworden.

Auf einer Grünfläche in der Katharinenvorstadt steht ein Gefallenendenkmal auf dem Gelände der ehemaligen Saarburgkaserne etwas abseits der Irving-Heymont-Straße.

Das Denkmal ist auch als „Neuner-Denkmal“ bekannt und stammt aus dem Jahr 1921 (Anm. 2).

Feldgottesdienst auf dem Hauptplatz in Landsberg am Lech anlässlich des Garnisonstages an Pfingsten 1921. Der Geistliche nimmt die Fahnenweihe vor (Anm. 3).

Am 8. Mai 1921 war in Landsberg alles auf den Beinen. Der Münchener Verein ehemaliger Angehöriger des Königlich-Bayerischen 9. Feld-Artillerie-Regiments hatte zur einer „Wiedersehensfeier“ drei Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges eingeladen. Tausende ehemaliger Mitglieder des Regiments, ihre Angehörigen und Freunde, versammelten sich an diesem großen Garnisonstag in Landsberg. Zunächst zelebrierte man einen Feldgottesdienst auf dem Hauptplatz und weihte die Fahne der 9er-Vereinigung München.

Anschließend zog der große Festzug mit etwa 4.000 bis 5.000 Teilnehmern, angeführt von Reitertruppen in historischen blauen Uniformen mit rotem Helmbusch und mit Trompeten, an den mit Fahnen geschmückten Häusern vorbei, durch Vorderen und Hinteren Anger, Schlossergasse und Hubert-von-Herkomer-Straße zur Kaserne in die Katharinenvorstadt.

Dort hatten sich bereits Ehrengäste, die Hinterbliebenen der Gefallenen des 1. Weltkrieges, und Schülergruppen eingefunden. In einem feierlichen Festakt hielt Generalleutnant a. D. Düll eine Festrede und das Denkmal wurde enthüllt. Garnisonspfarrer Hörmann weihte das Denkmal während die Festgesellschaft „Ich hatt‘ einen Kameraden“ sang. Nach einem Mittagessen in den einzelnen Standquartieren klang der monatelang vorbereitete Festtag bei einem gut besuchten Gartenfest im Kratzerkeller (bei der Kaserne) und in den übrigen Landsberger Gastwirtschaften aus (Anm. 4).

Das aus Mitteln des Vereins ehemaliger Angehöriger des 9. Feld-Artillerie-Regiments finanzierte Denkmal entwarf Oberleutnant der Reserve und Kunstmaler Hans Lehmkuhl. 1939 wurde dem Denkmal im Rahmen einer feierlichen Übergabe der Tradition des 9. Feldartillerie-Regiments an das Artillerieregiment 63 eine neue Opferschale aufgesetzt (Anm.5).

Das Denkmal stand zunächst im Bereich der heutigen Israel-Beker-Straße und wurde 1964 mit erneuertem Podest im Garten des ehemaligen Offizierskasinos aufgestellt. Die beiden Steinlöwen seitlich des Denkmals, die beiden Granitkugeln und die Schale sind verloren (Anm. 6).

Das den Gefallenen des königlich-bayerischen 9. Feld-Artillerie-Regiments im Jahr 1921 errichtete Denkmal (Anm. 7)

Aufmarsch am 12. Juni 1927 am Neuner-Denkmal (Anm. 8). Anlass war das Gedenken der Regimentsgründung des Königlich-Bayerischen 9. Feld-Artillerie-Regiments vor 25 Jahren (1. Oktober 1901).

Text: Elke Müller, Stadtarchiv Landsberg am Lech

Anmerkungen:

(1) Aufnahme von Elke Müller, 2023. Auf der Rückseite sind die von 1901 bis 1991 in der Saarburgkaserne stationierten Truppen aufgeführt.

(2) Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Auszüge aus den amtlichen Kriegstagebüchern, Band 50: Das Königlich-bayerische 9. Feld-Artillerieregiment, hrsg. v. Bayerischen Kriegsarchiv, München 1927, S. 337

(3) Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, Abbildung Nr. 270, nach S. 344

(4) Festzeitung Garnisonstag Landsberg, 7./8. Mai 1921, herausgegeben von der Landsberger Verlagsanstalt M. Neumeyer, sowie Zeitungsbericht „Der Verlauf des Garnisonstages Landsberg“ vom 10. Mai 1921 im Oberbayerischen Generalanzeiger

(5) Zeitungsbericht „Artillerie-Regiment 63 übernimmt Tradition des 9. bayerischen Feldartillerie-Regimentes. Feierliche Übergabe des Neuner-Denkmals“ vom 15. Mai 1939 in der Landsberger Zeitung

(6) Dagmar Dietrich: Stadt Landsberg am Lech, Band 4: Vorstadtbereiche und eingemeindete Dörfer - Die Kunstdenkmäler von Bayern, München Berlin 1999, S. 169-170

(7) Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Abbildung Nr. 269, nach S. 344

(8) Stadtarchiv Landsberg am Lech Bildarchiv Nr. 642